Von den Hebammen geliebt, von vielen Kinderärzten gehasst: das Pucken. Spätestens wenn Sie erfahren, dass manche Kinderärzte ebenfalls dazu raten “das Baby schreien zu lassen bis es eingeschlafen ist”, werden Sie sich Ihre eigene Meinung bilden wollen. Probieren Sie einfach aus, womit sich Ihr Baby wohl fühlt. Denn fest steht: Was einem Baby gut tut, kann ein anderes Baby frustrieren. Apropos frustrieren, die Kritiker behaupten tatsächlich, gepuckte Babys beruhigen sich nur deshalb, weil sie frustriert sind, passiv werden und “aufgeben”. Bis ein Baby tatsächlich “aufgibt”, erreicht es eine Lautstärke von bis zu 110 Dezibel. Und diese entspricht einem Presslufthammer. Sie werden es definitiv merken, ob sich Ihr Baby gepuckt wohl fühlt oder tatsächlich frustriert ist!

Warum werden Babys gepuckt?
Wenn Sie ein Baby haben oder erwarten, haben Sie vielleicht schon vom sogenannten Moro Reflex gehört. Das ist die rückartige Bewegung des Säuglings, die ab der Geburt vorhanden ist und zwischen dem 2. und 4. Monat verschwindet. Genau genommen entwickelt sie sich bereits ab der 9. Schwangerschaftswoche. Dabei spannt sich der kleine Körper an und die Arme zucken schlagartig nach oben. Manche Babys schnappen dabei sogar nach Luft, bevor sie wieder ausatmen. Das passiert wenn Babys erschrecken (lautes Geräusch, grelles Licht) oder aus der aufrechten Lage auf den Rücken gelegt werden. Viele Babys zeigen den Moro Reflex allerdings auch im Schlaf. Durch die rückartige Bewegung wecken sie sich selbst auf, schreien und kommen nicht mehr zur Ruhe.

Übrigens, was teilweise beängstigend aussieht und den Eltern Panik einjagen kann, ist völlig harmlos: Der Moro Reflex ist ein Urinstinkt und sichert das Überleben des Babys. Er kommt auch in der Tierwelt vor. Er soll Säuglinge vor dem Fall aus den Armen bzw. vom Rücken der Mutter schützen, weil sie sich durch die rückartige Bewegung festklammern. Jedes Neugeborene muss diesen Reflex zeigen und wird nach der Geburt darauf getestet (dabei wird das Baby in die Rückenlage gebracht). Es gibt also keinen Grund zur Sorge!

Im Mutterleib fühlen sich Babys sicher und geborgen. In der kalten, beängstigenden Welt angekommen, werden sie mit Schwerkraft, Licht, Geräuschen und viiiiel Platz konfrontiert. Während manche Säuglinge völlig entspannte kleine Menschlein sind, kommen andere nicht so richtig in unserer Welt an – und auch nicht zur Ruhe. Leider durfte ich als Mutter eines Schreibabys selbst diese Erfahrung machen.

Und genau da kommt Pucken zum Einsatz. Mit der bewährten Wickeltechnik, die bereits seit Jahrtausenden weltweit praktiziert wird, werden Arme und Beine des Babys eng an den Körper gewickelt. Die rückartige Bewegung, die durch den Moro Reflex ausgelöst wird, kann so nicht statt finden. Das Baby kommt zur Ruhe, fühlt sich geborgen und sicher – fast wie im Mutterleib. Allerdings nur dann, wenn Sie es richtig machen!

Richtig pucken und gefährliche Fehler vermeiden
Womit die Kinderärzte Recht haben: Puckt man das Baby falsch, kann es tatsächlich sehr gefährlich werden. Auf folgende Dinge sollten Sie also achten:
1. Das Baby darf nicht überhitzen
Im Sommer und Winter wird anders gepuckt: Während Sie im Sommer ein dünnes, sehr leichtes Musselin- oder Jerseytuch einsetzen können, darf es im Winter eine elastische, atmungsaktive Strickdecke sein. Wenn Sie das richtige Tuch verwenden, müssen Sie sich über die Kleidung darunter keine großen Gedanken machen. Denn in beiden Fällen reicht nur ein Babybody. Selbst im Winter wird die Strickdecke dem Baby genügend Wärme spenden, dass es nicht friert. Ziehen Sie Ihrem Baby allerdings noch einen Schlafstrampler über den Body an und pucken Sie es zusätzlich, wird es überhitzen! Bitte achten Sie auch auf die Raumtemperatur und kontrollieren den Nacken des Babys.
Hochwertige, elastische Strickdecken zum Pucken gibt es z.B. von Bonjourbébé, Cam Cam Copenhagen oder Nobodinoz.

2. Bewegungsfreiheit trotz Pucken
Ziehen Sie wenn möglich elastische Pucktücher und Decken vor. Diese sichern die Bewegungsfreiheit des Babys, auch wenn der kleine Körper fest gepuckt ist. Denn pucken Sie Ihr Baby zu locker, wird es sich frei strampeln und das Pucken verliert seine Wirkung. Wird das Baby dagegen zu fest gepuckt und bekommt es nicht genügend Bewegungsfreiheit, steigt die Gefahr einer Huftdysplasie. Dünne Mulltücher sind z.B. sehr atmungsaktiv und auch für´s Pucken geeignet, aber nicht elastisch: Verwenden Sie diese möglichst nur im Sommer bei hohen Temperaturen. Pucken Sie im Sommer generell lockerer, um den Hitzestau zu vermeiden.

Elastische Swaddles und Pucktücher gibt es z.B. von Little Dutch: Sie sind atmungsaktiv, sehr angenehm auf Babys Haut und ermöglichen dem kleinen Körper genügend Bewegungsfreiheit. Im Winter kommen elastische Strickdecken zum Einsatz.

Auf folgendem Foto können Sie erkennen, wie dünn und locker gewebt dieses elastische Jersey-Pucktuch ist:

Übrigens, Babys Arme müssen im Pucktuch nicht zwingend auf der Brust gehalten bzw. verschränkt werden. Sie können die Händchen auch so platzieren, dass Ihr Baby daran nuckeln kann. Probieren Sie einfach aus, womit sich Ihr Baby am wohlsten fühlt.
3. Gepuckte Babys dürfen nur in Rückenlage liegen
Ein gepucktes Baby liegt nur auf dem Rücken. Immer! Bauchlage würde das Risiko des plötzlichen Kindstods erhöhen, wenn das Baby gepuckt ist. Damit ist auch die Frage beantwortet, wie lange Babys gepuckt werden sollten: In der Regel in den ersten 4 Monaten. Viele Babys drehen sich bereits mit 5 Monaten selbstständig auf den Bauch. Sobald sich ein Baby drehen kann, darf es nicht mehr gepuckt werden.

Was Sie noch über das Pucken wissen sollten
- Das Pucken wird vorwiegend eingesetzt, um unruhigen Babys zur mehr Entspannung zu verhelfen. Haben Sie ein eher ruhiges Baby, das viel schläft und einen zufriedenen Eindruck macht, ist das Pucken an sich nicht notwendig. Es kann allerdings auch zufriedenen Babys noch mehr Geborgenheit und Wohlgefühl schenken.
- Babys können tagsüber und nachts gepuckt werden. Ab ca. 4 Monaten sollten Sie es nur tagsüber pucken. Manche Babys werden sehr früh aktiv und die Gefahr ist zu groß, dass sie sich bereits mit 4 Monaten selbstständig auf den Bauch drehen. Nachts würden Sie es nicht mitbekommen.
- Achten Sie unbedingt auf die Signale Ihres Babys: Wenn ältere Babys wild strampeln und in die Abwehrhaltung gehen, mögen sie das Pucken nicht. Das sollten Sie unbedingt ernst nehmen! Diese Reaktion können bereits 3 Monate alte Babys zeigen. Neugeborene lassen sich in der Regel sehr gerne pucken.
- Wenn Sie Ihr Baby sehr häufig pucken und in die Rückenlage legen, kann sich sein Hinterkopf abflachen. Dieses Risiko besteht übrigens auch ungepuckt, wenn Ihr Baby immer auf dem Rücken liegt. Den Ausgleich schaffen Sie durch das Tragen in einem Tuch oder einer Tragehilfe. Hin und wieder sollten Sie Ihr Baby auch auf die Seite und den Bauch zum Schlafen legen, unter Aufsicht versteht sich. Manche Babys lieben die Bauchlage und können auch nur auf dem Bauch ruhig schlafen. Mit viel Feingefühlt werden Sie herausfinden, was Ihrem Baby gut tut.
- Sie müssen Ihr gepucktes Baby nicht immer ablegen: Unruhige Babys beruhigen sich auch auf dem Arm schneller, wenn sie leicht gepuckt sind.
- Wenn Sie im Winter keine Strickdecken zum Pucken verwenden, eignen sich dafür auch mehrlagige Musselindecken. Achten Sie dann bitte auf genügend Bewegungsfreiheit und wickeln Sie das Baby nicht all zu fest ein. Vertrauen Sie auf Ihre Hebamme: Sie kann Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Baby richtig pucken und worauf Sie achten sollten. Mehrlagige Musselindecken gibt es z.B. von Cam Cam Copenhagen, Sebra oder Baby´s Only.
Und wenn Ihr Baby das Pucken überhaupt nicht mag? Damit es nicht komplett frei liegt und sich verloren vorkommt, legen Sie ihm ein kleines Mulltuch in die Hände. Das wirkt bei unruhigen Babys Wunder! Sie kuscheln sich in das Tuch, schirmen sich selbst ab und kommen meist schon in wenigen Minuten zur Ruhe. Unsere beiden Kinder haben es geliebt. Sie hatten auch noch im Kindergartenalter ihr Lieblingsmulltuch zum Einschlafen in den Händen.

In unserem Shop finden Sie hübsche Swaddles und Pucktücher für Ihr Baby. Hier finden Sie schöne Strickdecken.
