Unsere Geschichte

Fantasyroom Geschichte 2005-2023

WIE ALLES BEGANN

Ein schönes Zuhause war schon immer meine Leidenschaft. Bereits während meiner Ausbildung beim Raumausstatter war ich von schönen Stoffen und Tapeten begeistert und hatte Freude daran, mein Zimmer immer wieder umzugestalten.

Als im Jahr 2000 unser Sohn auf die Welt kam, tobte ich mich in seinem Babyzimmer aus: Es wurde gestrichen, geklebt, genäht, dekoriert – und alles wieder von vorn. Denn nach der Umgestaltung ist vor der Umgestaltung: Ich war ja nie fertig! Aber ich sehnte mich danach, mal ein typisches Kinderzimmer für ein kleines Mädchen einzurichten…

Als 2003 unsere Tochter geboren wurde war das meine Chance! Wir zogen in eine größere Wohnung und die Kinder bekamen zwei Bilderbuch-Kinderzimmer. Damit nicht genug, ich machte weiter im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Eingangsbereich und der Küche. Und natürlich wieder von vorn.

Das alles mit viel kreativen Ideen und wenig Mittel. Sorgen machte ich mir erst, als mein Mann fast täglich eine umgestaltete Wohnung betrat und es gar nicht so lustig fand. Also fing ich an, die Kinderzimmer im Bekanntenkreis umzugestalten. Leider waren aber auch diese Kinderzimmer irgendwann fertig (meine ersten Kunden hatten das leider nicht so mit dem „danach ist davor“, du weißt schon).

2005: FANTASYROOM WURDE GEBOREN

Also fing ich an, kleine Spiegel bei Ikea einzukaufen und diese zu bemalen. Ich fotografierte sie in den schönen Zimmern meiner Kinder und stellte sie damals bei Ebay ein. Was für ein Erfolg! Die Produkte wurden mir nahezu aus den Händen gerissen.

Und so wurde im Februar 2005 Fantasyroom geboren. Aus den Spiegeln wurden Regale, kleine Kommoden, Sitzgruppen und kurze Zeit später unsere eigenen Möbel: Betten, Kommoden, Regale, Schminktische und sogar Kleiderschränke.

Bedauerlicherweise sind die ersten Fotos von meinen Spiegelkreationen abhanden gekommen, aber auf den folgenden Bildern kannst du dir einen Eindruck von unserer damaligen Arbeit verschaffen:

Fantasyroom Möbel Froschkönig
Gefühlt 1 Mio. Mal gemalt: der Froschkönig!

Einen kleinen Haken gab es: Unsere Wohnung war nicht mehr so schön wie im Bilderbuch. Aus den beiden Kinderzimmern wurde eins, die Kinder mussten sich einen Raum teilen. Ich brauchte ein Zimmer zum Arbeiten. Und dieses war sage und schreibe 9 qm groß!

Darin wurden Möbel geschliffen, lackiert und zusammengebaut. Im Wohnzimmer wurde jedes Wochenende die komplette Einrichtung weggerückt: Mein Mann und ich lehnten mobile Holzplatten an die Wand, die wir in unterschiedlichen Farben gestrichen hatten. Unsere Möbel stellten wir dann davor, damit ich dekorieren und fotografieren konnte.

Fantasyroom Möbel Ritter
Komplett von Hand gemalt: Stein, für Stein, für Stein…

Ich malte, und malte, und malte. Und ich konnte gar nicht damit aufhören. Wir verkauften ausschließlich bei Ebay und bekamen in kurzer Zeit so viele Kundenaufträge für die Sonderanfertigungen, dass die Wartezeit bei einem halben Jahr lag. Und unsere Kunden warteten. Es war unglaublich.

Fantasyroom Möbel Prinzessin
Der Trend 2005 und 2006: Prinzessinnen in Rosa & Pink!

2006: UNSER ERSTER ONLINE SHOP

Unser eigener Shop ging 2006 online, der Verkauf bei Ebay wurde eingestellt. Die Wohnung wurde zu eng (und staubig), der Wunsch nach mehr Platz und einem Atelier wurde immer größer.

Ich glaubte an meine kleine Firma und zog von Bank zu Bank, um eine Baufinanzierung zu bekommen und ein kleines Häuschen mit Werkstatt zu bauen. Wenn ich heute daran denke, muss ich fast schmunzeln. Denn wir lebten damals unterm Existenzminimum und wollten ein Haus bauen.

Jeder Cent den wir mit dem Verkauf verdient hatten, steckten wir wieder in Material, Farben und Deko. Die Firma warf noch nichts ab, war zu klein und frisch, um als festes Einkommen zu gelten. Mein Mann hatte einen nicht besonders gut bezahlten Job.

Die Banken hatten natürlich auch geschmunzelt und mich weggeschickt. Ich gab aber nicht auf. Mit einem eisernen Willen kämpfte ich weiter. Und dann traf ich ihn: Einen netten Banker, der auch an meine Firma glaubte und eine Baufinanzierung tatsächlich möglich machte.

Allerdings recht knapp kalkuliert und mit viel Eigenleistung. Wir bauten also ein Häuschen und zogen im Herbst 2006 noch ein. Ich bekam meine Werkstatt im Keller (ganze 24 qm) und malte, und malte, und malte…

Fantasyroom Möbel mit Blumen
3D Blumen auf Betten, Schränken, Regalen…

Und mein Mann? Er baute, und baute, und baute… Die Möbel natürlich. Neben einem Hauptjob, Haus das innen und außen noch eine Riesenbaustelle war ohne Türen, Badezimmer und mit einer provisorischen Küche. Unsere Kinder waren gerade mal 6 und 3 Jahre alt.

Aber es gab weder Mitteln noch Zeit, um unser Häuschen wie geplant in Eigenleistung fertig zu stellen. Es musste gearbeitet werden. Und das taten wir. Nahezu rund um die Uhr, mit 3-4 Stunden Schlaf. Ja, wir gingen an unsere Grenzen. Aber wenn ich heute diese Bilder wieder sehe, ist mein Herz voll!

Fantasyroom Möbel mit Pastellfarben
Auch Babybürsten und Milchzahndöschen waren dabei

Im Keller wurde gebaut, geschliffen, lackiert, gemalt und auch fotografiert. Unsere Tochter war mittlerweile 4 Jahre alt und liebte es, Modell zu spielen. Neben Entwerfen, Lackieren, Malen und Dekorieren fing ich an zu nähen, um passende Vorhänge und Kissen für die Fotos zu haben. Wir versendeten unsere Produkte Europa weit – mit einer Wartezeit von nach wie vor mindestens einem halben Jahr.

Fantasyroom Möbel mit Schiffchen
Kräftiges Rot & Blau waren für Jungenzimmer besonders beliebt

2007: GESTALTUNG DER KINDERZIMMER VOR ORT

2007 fingen wir an, bei unseren Kunden vor Ort ganze Kinderzimmer zu gestalten. Aber es fehlten uns die passenden Textilien, Deko, Tapeten, Lampen. Ich schaute mich auf dem Markt um, kontaktierte verschiedene Lieferanten und wir gingen nach und nach immer mehr in den Handel über.

Die Produktion von eigenen Möbeln war nicht mehr zu stemmen, ich hatte bei der Handarbeit keine Hilfe und verlor leider irgendwann auch den Spaß daran. Es war nicht nur das Malen, wofür mein Herz brannte… Ich liebte es Kinderzimmer zu gestalten und zu fotografieren.

Ich hatte glücklicherweise schon immer ein „grafisches Auge“, arbeitete mich in die Bildbearbeitungsprogramme und HTML ein und begann unseren damaligen Online Shop umzugestalten.

Fantasyroom Möbel Priatenschiff
Fast ein kleines Meisterwerk: das Piratenschiffbett mit Bettkasten und Nass-in-Nass Lackierung für die Holzoptik
Fantasyroom Möbel Froschkönig
Ein Bruchteil von Sonderanfertigungen auf Kundenwunsch

2008: DER ERSTE KLEINE SHOWROOM

Die ersten Lieferanten zogen im Onlineshop ein. Im Herbst 2008 mieteten wir beim Nachbarn eine Einliegerwohnung und richteten dort unseren ersten kleinen Showroom ein:

Fantasyroom Showroom 2008
Der erste Showroom 2008

Mein Herz hüpfte! Allerdings wohnen wir auf dem Land, machten keine Werbung und der Showroom wurde so gut wie gar nicht besucht. Unglücklicherweise war unsere Straße damals noch ein Neubaugebiet und wurde von keinem Navigationsgerät gefunden.

Unser Online Shop verkaufte allerdings damals schon gut. Und ich wollte mehr: Ich wollte einen eigenen Laden. Wir konnten uns aber keine Ladenmiete leisten. Also ging ich zusätzlich arbeiten, abends als mein Mann von der Arbeit kam und auf die Kinder aufpassen konnte. Regale auffüllen!

Nach Feierabend (um 22.30 Uhr) packte ich im Keller Pakete bis in die Nacht, brachte sie am nächsten Tag zur Dorfpost. Das waren die ersten Fantasyroom Pakete per DHL. Unsere Möbel wurden früher per Spedition versendet.

2009: KLEINER LADEN IN LÖRRACH

Und mein Plan ging auf: Im Februar 2009 eröffneten wir einen kleinen Laden in Lörrach. 80 qm Verkaufsfläche und eine Garage als Lagerfläche. Süß! Ein halbes Jahr später konnte ich keine Möbel nachbestellen, bevor die bereits Eingetroffenen abgeholt wurden: Es gab keinen Platz.

Und ich machte alles selbst: Kunden im Laden bedienen, die Fläche dekorieren, Onlineshop pflegen, alle Produkte online stellen, für Kunden nachbestellen, Pakete packen, den Telefondienst stemmen und natürlich die Buchhaltung. Und ja, es war hart!

2010: GROßES LADENGESCHÄFT AM MEERANER PLATZ IN LÖRRACH

Unser Miniladen platzte aus allen Nähten, mehr Fläche musste her. Und Unterstützung. Mein Mann gab 2010 seinen Job auf, stieg in die Firma ein, und wir zogen gemeinsam in ein größeres Ladengeschäft am Meeraner Platz in Lörrach. In nur 3 Wochen bauten wir 300 qm Ladenfläche komplett aus, meistens nur zu zweit, und richteten einen bezaubernden Kinderladen ein. Am 31. Oktober 2010 öffneten wir unsere Tore am Meeraner Platz:

Fantasyroom Ladengeschäft 2010
Unser Laden am Meeraner Platz im Herbst 2010

Wir stellten Mitarbeiter/innen ein, betrieben unseren Laden mit Herz und Seele und gingen mit Fantasyroom durch Dick und Dünn. Die Aufgaben und das Wachstum überrollten uns, bereits ein halbes Jahr später war die Fläche schon wieder zu klein, es gab zu wenig Platz für den Versand und Lagerbestand.

Der erste Wanddurchbruch erfolgte schon im Sommer 2011, ein gutes halbes Jahr nach der Eröffnung. Und schon 2013 mieteten wir die komplette freie Fläche an: 1000 qm.

2014: EIGENE MARKE DINKI BALLOON WURDE GEBOREN

Mittlerweile gehörte auch eine hervorragende Grafikerin zu unserem Team. Wir beide stellten unsere eigene Marke auf die Beine. Dinki Balloon war geboren und ging mit niedlichen Wandstickern, Bordüren und Kinderlampen im Juli 2014 auf den Markt, alles made in Germany:

Dinki Balloon Wandgestaltung und Lampen
Dinki Balloon – unser Herzprojekt

Ein großer Schritt in die richtige Richtung und für mich bis heute ein Herzprojekt! Denn ein bisschen trauerte ich schon unseren eigenen Produkten nach. Insgesamt war 2014 ein Rekordjahr: Wir verdoppelten fast unseren Umsatz. Damit wurde es immer schwieriger, für reibungslose Abläufe zu sorgen.

2015: UMZUG IN DIE WÖLBLINSTRAßE IN LÖRRACH

Wir hatten eine schlechte Zufahrt, erneut zu wenig Lagerfläche und keine Büros. Im Sommer 2015 zogen wir um in die Wölblinstraße in Lörrach und bezogen weitere 1000 qm mit großem, hellem Lager mit vernünftiger Warenannahme und Büroflächen. Das Ladengeschäft und Möbellager blieben am Meeraner Platz.

Am neuen Standort wurde auch eine Näherei eingerichtet. Dinki Balloon Produkte bekamen passende Textilien in Eigenanfertigung. Anfang 2016 investierten wir in eine neue Warenwirtschaft und bauten im Sommer unser Ladengeschäft am Meeraner Platz komplett um. Alles wurde offener, heller und in Pastellfarben gestrichen, außerdem bekam der Laden ein komplett neues, modernes Konzept:

Fantasyroom Ladengeschäft 2016
Ladengeschäft am Meeraner Platz im Sommer 2016

UND SCHNELLER DREHTE SICH MEIN HAMSTERRAD…

Der Umsatz stieg weiter an und wir hatten bereits 12 Mitarbeiter/innen. Ich kämpfte mit den administrativen Aufgaben und war frustriert, kaum Raum und Zeit für die kreative Arbeit zu haben, die ich so liebte. Wie ein Hamster im Rad versuchte ich immer schneller und schneller zu rennen, um allem gerecht zu werden.

Und wie das Leben so spielt, war meine Rennerei im Sommer 2016 zu Ende, als ich nach einem schrecklichen Verkehrsunfall ans Bett gefesselt wurde. Für fast neun Monate fiel ich aus, hatte mehrere OP´s und meine Welt drohte zusammen zu brechen.

Im März 2017 suchte uns ein weiteres Übel heim: Diesmal fiel mein Mann nach einem Verkehrsunfall für einige Monate aus. Und da fiel sie, die Entscheidung unser Ladengeschäft am Meeraner Platz aufzugeben.

Weil uns die Kraft ausging, an 7 Tagen die Woche 150% zu geben.

Weil wir zu viele Baustellen hatten und wachgerüttelt wurden.

Weil uns das schnelle Wachstum über die Jahre überrollte.

2017: LADENSCHLIEßUNG UND NEUER SHOWROOM IN DER WÖLBLINSTRAßE

Im Oktober 2017 richteten wir einen Showroom in der Wölblinstraße ein, das Ladengeschäft wurde geschlossen. Unsere Kunden gingen mit uns und liebten die neuen, hellen Räumlichkeiten:

Fantasyroom Showroom 2017-2018
Showroom in der Wölblinstraße 2017-2018

Weiterer Pluspunkt: Die Kunden mussten ihre Ware nicht mehr im Ladengeschäft bezahlen und im Lager abholen, wir hatten alles unter einem Dach. Versandlager, Verwaltung, Näherei, Büros, Fotostudio waren an einem Ort. Was für ein schönes Arbeiten!

Und wir waren fleissig. Ich kam nach den Schicksalsschlägen voller Tatendrang und mit tollen Ideen zurück. Wir hatten bereits 17 Mitarbeiter/innen die sich unter anderem um das Tagesgeschäft kümmerten. Mein Mann übernahm die Betriebsleitung und ich zog mich ins Homeoffice zurück, um meiner kreativen Tätigkeit nachzugehen. Das war die beste Entscheidung die wir machen konnten, auch wenn der Start etwas holprig war.

2018: ERWEITERUNG DER EIGENEN PRODUKTION

Wenn du unsere (lange) Geschichte bis hierhin gelesen hast, dann weißt du auch, dass es bei uns niemals langweilig wird. Und so hatten wir unseren Showroom ziemlich genau ein Jahr geöffnet: bis Ende Oktober 2018. Denn auf der Fläche, wo dieser war, werden jetzt diese schönen Dinki Balloon Textilien genäht:

Dinki Balloon Musselin Textilien
Unsere Dinki Balloon Textilien

Sie gingen Ende Mai 2018 auf den Markt und schlugen ein wie eine Bombe. Die Mengen, die wir täglich verkauften, hätte ich niemals für möglich gehalten. Die Produktion musste also aufgestockt werden und dafür war mehr Raum notwendig. Und diesen haben wir durch die Schließung des Showrooms gewonnen, auch wenn uns die Entscheidung schwer fiel.

2019: NEUES VERSANDLAGER IN DER GEWERBESTRAßE IN LÖRRACH

Bereits im Sommer 2018 platzte unser Versandlager in der Wölblinstraße aus allen Nähten. Das Weihnachtsgeschäft war schon gar nicht mehr reibungslos abzuwickeln. Wir gingen auf die Suche nach größeren Flächen, leider erfolglos.

Keine Flächen, keine Gewerbegrundstücke, um ein entsprechendes Objekt selbst zu bauen. Erst im Oktober 2019, als ich schon schlaflose Nächte hatte und unser Lagerteam die Warenlieferungen gar nicht mehr annehmen und bewältigen konnte, fanden wir ein paar Straßen weiter eine freie Halle in einem Speditionsareal.

Bereits Ende November zogen wir um – mitten im Weihnachtsgeschäft – und gingen kollektiv an unsere Grenzen. Aber Bleiben war auch keine Option, das Tagesgeschäft wäre wenige Wochen später komplett zusammengebrochen.

Im neuen Lager hatten wir eine größere Fläche, eine 2. Ebene für Textilien und viel mehr Platz für all die schönen Dinge, die wir lagern möchten. Ein halbes Jahr später mieteten wir eine weitere Halle nebenan an, weil wir immer noch zu wenig Platz hatten.

2024: WACHRÜTTELN, NEUORIENTIERUNG, FOKUS

2024 war das härteste Jahr in der Geschichte von Fantasyroom. Im Februar haben wir unseren Showroom komplett umgebaut und neu eingerichtet. Videos und Fotos unserer neuen Räumlichkeiten erreichten über Instagram Millionen von Menschen in der ganzen Welt. Nicht nur Kunden aus Deutschland und der Schweiz besuchten unsere Shoppingoase, sondern auch junge Eltern aus Großbritannien und sogar Indien!

Showroom in der Wölblinstraße 2024

ABER: Wir waren zu groß geworden. Wir haben den Fokus verloren. Wir waren schon immer ein Fachgeschäft und kein Concept Store. Im Laufe der Jahre passierte aber genau das: Rucksäcke, Trinkflaschen, Planschbecken zogen in Hülle und Fülle in den Shop ein und sind nur ein paar Beispiele für Ressourcen Verschwendung für Dinge, für die wir niemals stehen wollten. Gleichzeitig hatten wir keine Kapazitäten um das auf die Beine zu stellen, was wir schon immer wollten: eine individuelle Kinderzimmer Planung auch für Onlineshop Kunden, zusätzlich zu persönlicher Beratung in unserem Showroom.

Und der schöne Showroom musste nach gerade mal 7 Monaten weichen und ebenfalls verkleinert werden, was mir persönlich das Herz brach! Aber ich klammerte mich an das Positive fest: Das ganze Team ist wieder unter einem Dach, Dinki Balloon Textilien können direkt aus der Näherei in die Regale befördert werden, der Showroom greift auf den kompletten Lagerbestand zu, wodurch doppelte Lagerhaltung entfällt.

Das Team war zu groß und musste verkleinert werden, die Kosten standen in keinem Verhältnis mehr zum Umsatzrückgang nach der Pandemie. Wir mussten Menschen gehen lassen, die seit vielen Jahren ein Teil von Fantasyroom waren. Ein halbes Jahr haben wir gekämpft wie Löwinnen um ihre Jungen! Und wir haben verloren. Meine Welt brach völlig zusammen.

Die Familie gab Halt und niemand konnte es besser verstehen als sie, denn auch unser Sohn und seine Frau arbeiten seit vielen Jahren im Unternehmen und kämpfen mit. Wir konnten das Jahr doch noch positiv beenden. Aber es hat uns ALLES abverlangt und mich persönlich an meine Erschöpfungsgrenzen gebracht.

Ich hatte keine Ahnung, dass das gerade mal der Anfang war…

Kleinerer Showroom in der Wölblinstraße seit Oktober 2024

2025: DAS ENDE EINER ÄRA

Dieses Jahr sollte großartig werden. Es war gerade mal fünf Tage alt, als wir erfuhren, dass unser erstes Enkelchen unterwegs ist. Stolz machten wir große Pläne: Wir werden die besten Großeltern der Welt sein! Wir werden so vieles nachholen, das mit unseren beiden Kindern nicht möglich war – damals, als die harte Arbeit unser ganzes Leben bestimmte und die kostbaren Momente als Familie viel zu selten waren.

Plötzlich wurde es klar, was das Wichtigste im Leben ist. Und wie vergänglich es ist. Wir fingen an zu überlegen, wie wir uns in der Firma neu organisieren könnten, um endlich durchatmen zu können. Um endlich mehr Freizeit, bzw. überhaupt welche zu haben.

Als unsere eigenen Kinder klein waren, waren wir völlig allein. Keine Familie um uns, keine Großeltern die helfen konnten. Wir haben alles alleine gestemmt: Kinder großgezogen, ein Haus mit eigenen Händen ausgebaut, gleichzeitig das Unternehmen aufgebaut. Heute frage ich mich, wie das überhaupt möglich war, ohne völlig durchzudrehen… Das wollten wir unserem Sohn und seiner Frau nicht antun. Wir wollten für sie da sein. Helfen und unterstützen wo wir nur können. Mit allem, was wir haben. Zu jedem Preis!

Wir wollten das Unternehmen festigen, auf Shopify migrieren, endlich persönliche Kinderzimmer Beratung ausbauen. Aber Gott hatte andere Pläne. Unser Schatz Levi sollte nicht gesund auf diese Welt kommen. Bereits im März gab es erste schlechte Nachrichten vom Arzt und den Verdacht auf Trisomie 13. Wir bündelten all unsere Kraft und den Glauben, um die Tage zu überstehen. Wir haben nur noch funktioniert. Nur existiert.

Anfang Mai stand fest: Unser Levi hat keine Nieren. Die Gewissheit, dass er nicht lebensfähig sein wird, zog der ganzen Familie den Boden unter den Füßen. Wir waren wütend und verzweifelt, traurig und ohnmächtig, standen am Abgrund und haben in Gebeten Trost gesucht. Ich wollte so fest an ihn glauben und tat es auch, bis zur letzten Stunde am 06.09., als er unter der Geburt zum Himmel aufstieg. Aber meine Kraft für alles andere war einfach nicht mehr da. Und die Entscheidung, Fantasyroom zu schließen, war plötzlich die einzig richtige.

ABSCHIED

20 Jahre lang habe ich mein Unternehmen durch jede Krise manövriert. Bin hingefallen und wieder aufgestanden. Habe es nach Schicksalsschlägen Stein für Stein wieder aufgebaut und mit unmenschlichen Kräften weitergekämpft, auch wenn der Kampf immer aussichtsloser wurde.

Dass ich schon lange kein eigenes Leben mehr hatte, habe ich verdrängt. Die innere Stimme erfolgreich zum Schweigen gebracht. Die Stimmen anderer ignoriert. Und nur noch funktioniert.

Mit einem 15 Stunden Arbeitstag habe ich krampfhaft versucht, jede Lücke zu schließen – über Jahrzehnte. Für uns Einzelunternehmer gibt es kein Arbeitsrecht, keine Krankmeldung und keinen Urlaubsanspruch. Wir dürfen nicht anhalten, ob gesund oder krank. Denn wenn wir es tun, dreht sich das ganze Rad nicht mehr. Aber niemand fragt, ob wir überhaupt noch Kraft zum Rennen haben, oder nur noch geschleudert werden.

Wenn es dem Unternehmen schlecht geht, können wir sogar von Mindestlohn nur träumen. Und trotzdem habe ich weitergekämpft. So lange, bis mich nicht nur die ganze Kraft, sondern auch die letzte Lebensfreude verließ. Bis ich den Mut fasste, anzuhalten, um zu überleben. Und um endlich zu begreifen, was andere längst wussten: Das hier kann nicht Gottes Plan für mich sein.

Und hier stehe ich: leer, kraftlos und mit zerstörten Träumen. Ich habe nichts mehr zu geben, weil ich alles verloren habe. Meine Existenz und als Einzelunternehmerin sogar mein Zuhause. Ich kämpfe mit Unmenschlichkeit und Dreistigkeit mancher Vertragspartner und vieler Mitarbeiter beim Abriss meiner Brücken. Auf der anderen Seite steht der tragische Schicksalsschlag, unser erstes Enkelkind zu Grabe zu tragen.

Alles, was ein bisschen Energie und Kraft geben könnte, ist völlig ausgelöscht. Auf die Frage, wieviele Tränen der Körper eigentlich produzieren kann und wieviele Schläge, Schmerz und Trauer der Mensch ertragen kann, gibt es keine Antwort.

Was bleibt, ist die Dankbarkeit, eine kleine Geschichte geschrieben zu haben und für viele Jahre ein Licht in der Branche gewesen zu sein, während wir die Welt von vielen kleinen Menschen ein bisschen schöner gemacht haben. Auch, wenn meine eigene heute zusammenbricht.

WENN DU HELFEN MÖCHTEST

Mein Mann und ich verlieren unser Zuhause, um Firmenkosten zu decken. Unser Zuhause, das wir uns vor 19 Jahren neben zwei kleinen Kindern und Fantasyroom komplett mit eigenen Händen ausgebaut haben. Sogar unsere Altersvorsorge ist für das Unternehmen aufgebraucht – und trotzdem bleibt noch eine große finanzielle Lücke von über 150.000 Euro, die wir aus eigener Kraft nicht schließen können. Jeder Tag ist ein Kampf, körperlich, seelisch, finanziell. 

Wo wir hinschauen ist Zerstörung. Freier Fall ins Ungewisse. Es gibt Tage, da fühle ich so viel, dass jede Zelle meines Körpers schmerzt. Und es gibt andere Tage, da fühle ich rein gar nichts. Der Körper schaltet dann einfach alles ab, aus Selbstschutz. Keine Tränen mehr, keine Schmerzen mehr. Nur Leere. Nur eine Hülle meiner selbst. Man sagt, Gott mutet uns nur so viel zu, wie wir tragen können. Falsch. ER will die Last für uns tragen. Aber meine ist gerade so schwer, dass ich noch nicht mal Kraft habe, sie zu Gott zu bringen.

Ihr habt mich in den vergangenen Wochen mit unzähligen liebevollen Nachrichten und eurer Anteilnahme durch diese schwere Zeit getragen. Ihr habt mir bewusst gemacht, dass Fantasyroom auch für euch mehr war als nur ein Shop. Ihr habt mir gezeigt, wieviel Liebe und Schönheit wir in all den Jahren in eure Familien gebracht haben. Und ihr habt immer wieder nachgefragt, wie ihr helfen könnt.

Ich habe noch nie um Hilfe gebeten und Mitleid brauche ich sowieso nicht. Aber jetzt, wenn alles um uns zusammenbricht, konnte ich nicht anders als mich zu fragen: Ist es wirklich verwerflich, um Hilfe zu bitten? Ist es Schwäche, zuzugeben dass man es nicht mehr alleine schafft, weil man schon alles versucht und gegeben hat, sein ganzes Hab und Gut, und selbst dieses immer noch nicht reicht?

Deshalb habe ich einen Schritt gewagt, der früher unvorstellbar war: Ich habe eine GoFundMe-Kampagne gestartet. Jeder Beitrag, egal wie klein, hilft uns, diese Zeit zu überstehen, die offenen Verpflichtungen zu erfüllen und irgendwann wieder atmen zu können. Er hilft mir, ein Stück Hoffnung zurückzugewinnen und wieder etwas aufzubauen – vielleicht etwas Neues, etwas Kleineres, aber mit demselben Herzen und denselben Werten. Auch wenn ich nicht weiß wie mein/unser Weg weitergeht, eins weiß ich: Ich kann und werde nicht aufhören, Schönheit und Liebe in die Welt zu tragen.

Wenn ihr helfen möchtet, findet ihr hier die Kampagne: GoFundMe

Ich danke euch von Herzen – für all die Liebe, die ihr in den letzten Wochen geschickt habt. Für jede Zeile, jeden Trost und jedes Zeichen, die uns wissen lassen, dass wir nicht allein sind.

Sanja Wilke

Fantasyroom Geschichte 2005-2025