Wo holt man Kraft, wenn man mehr Angst vom Leben hat als vom Tod?
Wie holt man Luft, wenn sich jeder Atemzug wie ein Messerstich durch die Brust bohrt?
Am 06.09. stand unsere Welt still, als unser Engel leise geboren wurde und zum Himmel aufstieg. Bis zum letzten Moment haben wir für ein Wunder gebetet. Gott um Heilung angefleht. Immer wieder. Es gab keine.
Seit einem halben Jahr versuchen wir als Familie nur noch zu funktionieren. Einen Tag nach dem anderen zu überstehen, als es nach jedem Arztbesuch nur schlechte Nachrichten gab. Wir waren wütend und verzweifelt, traurig und entsetzt, kraftlos und ohnmächtig, standen am Abgrund und haben versucht in Gebeten Trost zu finden. Mir ist es nicht gelungen.
Jede Nacht habe ich mich in den Schlaf geweint, und mit Tränen wieder aufgewacht. Jeden Morgen wollte ich für einen kurzen Moment glauben, das alles nur ein schlechter Traum war. War es nicht. Es war/ist unser neues Leben, das nie wieder so sein wird wie früher.
Bis ich entschied, die einzige zu sein, die an ihn glaubt – an unseren kleinen Levi, der ohne Nieren auf die Welt kommen und sie sofort wieder verlassen sollte. „Jeder braucht nur einen Menschen, der an ihn glaubt“, sagte ich mir immer wieder. Und tat es. Wie oft stellte ich mir vor, den Babysarg zu zerschlagen und zu verbrennen, anstatt unser erstes Enkelkind für immer hineinzulegen.
Und doch kam er, der gefürchtete Tag des stillen Abschieds. 1.520 Gramm voller Schmerz und unendliche Liebe. Winzige Händchen und Füßchen, samtweiche Haut. Kalter, lebloser Körper. Oh Levi, der kurze Moment, als ich dich in meinen Armen halten und mich verabschieden durfte, wird mich bis zu meinem letzten Atemzug begleiten. Du wirst immer unser erstes Enkelkind sein, unser kleines Wunder. Wir werden dich immer in unseren gebrochenen Herzen tragen. Sie werden nie heilen und nie wieder ganz sein. Ein Stück davon hast du mitgenommen.
Wir werden uns im Himmel wiedersehen, wo deine kleine Seele schon jetzt frei, glücklich und sicher ist. Wo du mit vielen anderen Sternchen spielen darfst. Wo es keinen Schmerz, kein Leid und keine Tränen gibt. Wenn ich soweit bin, werde ich dich wieder in meine Arme schließen, und auf deine Mama und deinen Papa hinab schauen. Und wir werden bis in alle Ewigkeit zusammen sein!
Für manche Dinge gibt es keinen Grund. Und es gibt keine Antworten. Wir können nicht alles verstehen oder erklären. Wir müssen vertrauen, auch wenn es das Letzte ist, was mir gerade gelingt. Aber es ist das Einzige, was uns noch bleibt. Und das Einzige, was unseren Kevin und unsere Anna am Leben hält – zu wissen, das ihr kleiner Engel im Paradies ist, und dort auf sie warten wird.
Ruhe in Frieden kleiner Kämpfer!
Levi Paul Wilke 06.09.25 – 06.09.25
„…To be with you in paradise
What I wouldn’t sacrifice
Why’d you have to chase the light
Somewhere I can’t go?…“